Unser Kirchl am Marienberg
kann in diesem Jahr COVID-19 bedingt leider seinen Namenstag am 8. Dezember
nicht wie üblich feiern!
Die Größe der Kirche lässt
einfach nur eine ganz kleine Besucheranzahl zu und jahreszeitbedingt ist neben
den geltenden COVID-19 Bestimmungen für Menschenansammlungen ein Gottesdienst
im Freien wohl nicht gut möglich! Schade, denn die kleine barocke Rundkirche
ist nicht nur einer unser wertvollsten Kunstschätze und ein wunderbarer
Aussichtspunkt, sondern sie ist für viele ein Stück „Hoamat“. Nach den großen
Renovierungsarbeiten wurde das Marienbergl ein vielbesuchter Wallfahrtort und
eine der beliebtesten Hochzeitskirchen. Aufgrund der modern gewordenen großen
Hochzeiten wurde es aber in den letzten Jahren dafür meist zu klein und mit dem
Wallfahrten „hat man es ja auch nicht mehr so“ wie früher. Was aber eben
geblieben ist, ist ein Besuch vieler Fügener und Tiroler bei der Marienberger
Muttergottes mit der schwarzen Ikonendarstellung – die aus dem fernen Russland
kommen soll!
Probiert’s es einmal, es tut gut, für einige Minuten die kleine Pracht zu bewundern und in Stille ein paar Gedanken durch den Kopf ziehen zu lassen ………. und danach auf einem Bankl neben dem Kircherl, den Blick durch unser Tal und auf die Berge schweifen zu lassen. Da muss man jetzt keine Betschwester und kein Betbruder sein, es bringt einen herunter von den ganzen Wirren, die uns derzeit beschäftigen und das kostenfrei und ohne Nebenwirkungen!
Aber, wir hoffen, dass wir im
Juni 2021 das 300-Jahr-Jubiläum der „Capella Fiegeriana“ (erbaut durch
die Grafen Fieger vom Fügener Schloss) – wie die Marienbergkirche in alten
Schriften auch genannt wird – wieder gemeinsam feiern dürfen.
Es wird am Freitag, dem
11. Juni 2021 der Herz-Jesu-Bittgang von unserer Pfarrkirche zum Marienberg
führen und soll dort die Herz-Jesu- und Jubiläumsmesse festlich gefeiert
werden. Also, wir werden das Fest mit der Feier für die Seele beginnen und
danach soll es auch noch a bissl was für den „Leib“ geben! Die Weiberleut
unseres Krapfenteams machen sich dazu schon ihre Gedanken – großartig, dass sie
auch da dabei sind!!! ( .. und gut, dass Resi und Marianna – unsere „Hubinger
Diandln“ – in der Kirche genauso fleißig sind, wie beim Krapfen backen. Sie
tragen dazu bei, dass das Kirchl ein Schmuckstück bleibt.)
Wir hoffen zudem, dass wir
auch den Turm bis dahin renovieren können. Schaun wir einmal, wie es
zeitlich und finanziell ausgeht. Jetzt kennen wir aber unseren Pfarrer, der
schon so viel in den letzten Jahren für uns Fügener in Gang gebracht hat – er
wird auch das irgendwie möglich machen!
Die Wallfahrtskirche ist an
jedem Tag geöffnet – probiert es wirklich einmal und besuchts den Ort, es tut
gut!
Jetzt noch einige Punkte zur Geschichte des Kleinods, die wir Fügener schon wissen sollten – vielleicht interessierts doch jemanden:
„Unnserer
Lieben Frauen Unbefleckthen Empfencknus Kapelle“ wurde 1721 vom Brixner
Fürstbischof Kaspar Ignaz von Künigl geweiht. Der Altar zu Ehren der
Muttergottes enthielt die Reliquien der Heiligen Paul, Vinzenz, Hilarius und
Klara. Das Kirchweihfest sollte jeweils am Sonntag nach Johannes Baptist
(24. Juni) gefeiert werden. An diesem Tag konnte auch ein 40tägiger Ablass
gewonnen werden. Da sie vom Schlossherrn erbaut wurde, wird sie auch als
„Capella Fiegeriana“ bezeichnet.
Aus dem Plan, neben dem
Kirchlein ein „klösterliches Hospiz“ zu errichten, wurde nichts. Das Innere der
Kirche ist durch reiche Stuckverzierungen gestaltet, wobei die Stuckmedaillons
an der Decke offenbar erst nach 1830 mit Bildern aus dem Leben Christi und
Mariens verziert wurden. Das Kirchlein hatte keinen Urbarbesitz, brachte
aber durch Spenden (Geld und Naturalien), Vermächtnisse, Sammel- und
Stockgelder ein beträchtliches Vermögen zusammen. Dieses betrug im Jahr 1727
729,00 Gulden und stieg bis zum Jahr 1800 auf 6.783,00 Gulden an. Über
die Finanzierung berichten die „Raitbücher“ im Kirchenarchiv Fügen. Die
Ausgaben waren gering (jährlich ungefähr 50 Gulden). 1745 findet sich eine
Ausgabe für eine Brunnenleitung vom Moos zum Kirchlein.
Bis
in die 50-er Jahre des 20. Jahrhunderts blieb der Hügel unterhalb der Kirche
unbebaut. Vom Dorf führen 7 Kapellen mit Darstellungen der sieben Schmerzen
Mariens hinauf zum Marienberg. Der Stifter dieser Kirche war Johann
Michael Graf Fieger und seine Gemahlin Philippine Zech. Die Familie der Grafen
von Fieger saß seit 1651 im Schloss Fügen. Unter den reichhaltig erhaltenen
Gerätschaften ist ein 1732 datierter Kelch erwähnenswert, der vom Goldschmiedemeister
Mäderl aus Stein an der Donau stammt und das Wappen der Fieger und Zech trägt.
Schließlich ist noch eine Glocke erhalten (jetzt im Widum), die die Inschrift
trägt „+GOS MICH AUGUSTIN VIDAL ZU INNSBRUCK 1763“ .
Der Hochaltar wird heute von einem
Gnadenbild, einer alten russischen Madonnenikone aus dem 16. Jahrhundert,
gekrönt. Als Schöpfer des Altares und der verschiedenen Heiligenfiguren, welche
am Altar und auf Konsolen an der Wand des Rundbaues stehen, wird die Werkstätte
des Brixlegger Künstlers Michael Mayr genannt. In den Jahren 1974 bis 1977
wurde die Kirche am Marienberg grundlegend renoviert und am 03. Mai 1980 wurde
die Kirche neu geweiht.
Im Turm hängen 4 Glocken. Die
kleinste stammt aus der Michaelskappelle (Pfarrkirche) und wurde 1495 gegossen
– sie ist dem Hl. Franziskus geweiht. Sie zählt somit zu den ältesten Glocken
des Zillertals. Die nächstgrößere ist dem Hl. Petrus Canisius – Patron unserer Diözese – geweiht,
wiegt 67 kg und ist auf den Ton „gis“ gestimmt. Die zweitgrößte Glocke wiegt
129 kg, ist der Himmelskönigin geweiht und auf den Ton „e“ gestimmt. Die große
Glocke – die Herz-Jesu-Glocke – wurde von Maria Spindlegger, einer Fügener
Künstlerin und Großtante unseres Pfarrers,
welche sich auch große Verdienste bei der Restaurierung der Kirche erwarb,
gestiftet.